Zehn Jahre ist es her, dass Hannah einem brutalen Serienkiller entkommen konnte. Zehn Jahre, in denen sie sich mühsam ein neues Leben aufgebaut hat. Zehn Jahre, in denen sie versucht hat, mehr zu sein als das "Opfer Nummer 11". Endlich will sie die wöchentlichen Meetings mit der Selbsthilfegruppe hinter sich lassen und mit ihrem Mann einen Neustart wagen. Doch dann verschwinden wieder junge Frauen in dem kleinen englischen Ort. Ihre ausgebluteten Leichen lassen Hannah ihre schlimmsten Ängste wieder durchleben. Sie weiß, der Täter ist eigentlich hinter ihr her. Damals konnte sie überleben - doch reicht ihr Glück auch ein zweites Mal?
Rezension:
Zehn Jahre später ist Hannah mit einem liebevollen Mann zusammen und möchte nun die Selbsthilfegruppe der "Vertrauensschwestern" quittieren, die dazu beigetragen hat, das Trauma ihrer Vergangenheit zu überwinden. Doch dann verschwinden innerhalb kürzester Zeit mehrere Frauen in dem kleinen Ort. Die Leichen weisen ähnliche Verletzungen wie Peters Opfer auf. Zudem erreichen Hannah Botschaften, die darauf hindeuten, dass jemand Peters Werk fortführt und Hannah in unmittelbarer Gefahr schwebt. Während sich die Presse auf sie stürzt, ist Hannah verängstigt und weiß nicht mehr, wem sie noch trauen kann.
Der Roman wird überwiegend aus der Ich-Perspektive von Hannah geschildert, wodurch sie sehr nahbar wirkt. Es fällt leicht, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Gefühle der Wut und Angst nachvollziehen zu können. Daneben gibt es einzelne Einblicke in die Polizeiarbeit durch den Kommissar Conrad, dem es ein persönliches Anliegen ist, Hannah zu schützen und den Mörder zu fassen.
Die Geschichte beginnt anfangs gemächlich und erinnert mehr an ein Drama. Hannahs Emotionen und ihr persönliches Schicksal stehen im Vordergrund. Sie kämpft mit der Ungerechtigkeit, die sie erfahren hat und noch immer erfährt und möchte die Opferrolle endlich ablegen. Es wird deutlich, wie schwer ein Neuanfang nach einem solchen Trauma der Entführung und Folter ist, wie schwer es fällt, Vertrauen zu fassen, Beziehungen einzugehen und ein "normales" Leben zu führen. Freunde und Therapie, aber vor allem das Bestärken des Glaubens an sich selbst sind notwendig, wovon Hannah bereits profitiert hat.
Die Spannung setzt ein, als nach zehn Jahren weitere Frauen Opfer eines Serientäters werden, der als Nachahmer des berüchtigten Peter Harris deklariert wird. Hannahs Ängste sind spürbar und die Gefahr steigt, als der Mörder immer näher kommt. Es hat den Anschein, dass der Mörder aus Hannahs eigenem Umfeld stammt und Peter Harris Tat zu Ende bringen möchte. Wie nah muss Hannah den Täter an sich heranlassen, damit er gefasst werden kann?
Die Auflösung kann überraschen, ist aber dennoch nachvollziehbar und das Tatmotiv nicht abwegig. Der Showdown ist blutig und typisch für einen Psychothriller.
Die Geschichte setzt dem Titel entsprechend das Opfer eines Verbrechens in den Vordergrund. Sie handelt von Gewalt gegen Frauen, von sexuellen Übergriffen und den öffentlichen und persönlichen Umgang damit. Während die Polizeiarbeit ein wenig dilettantisch, scheint das Auftreten der Medien und der Einfluss von Social Media realistisch dargestellt.